Das Zentrum der Macht
(Eine Fantasy-Kurzgeschichte von Dario Abatianni (C)1992)

Für die sieben Wanderer
als Spiegel eurer Rolle.
(Dario Abatianni)

Gelangweilt verscheuchte Emmran eine Fliege von seinem Bein, während er auf die anderen wartete. Viele Dinge gingen ihm durch den Kopf. Seit Graf Pal die Herrschaft über das Land erlangt hatte, gingen hier schreckliche Dinge vor. Die Abgaben für die Bürger wurden extrem erhöht, Menschen wurden aus Gründen, die mehr als nichtssagend waren, verschleppt und man sagte, natürlich hinter vorgehaltener Hand, daß Graf Pal mit der schwarzen Magie im Bunde stand, schon allein, da er die Ausübung aller Magie verboten hatte. Während Emmran über all diese Dinge nachsann, kehrten seine Gefährten zurück. Isleif kam, laut wie immer, zur Vordertür herein.

»Es ist niemand zu sehen«, sagte er. »Die Hütte scheint tatsächlich verlassen zu sein. Hast du drinnen etwas gefunden?«

»Nichts. Hier scheint seit Tagen niemand gewesen zu sein. Ich bin wahrlich kein Spurenleser, aber diese Staubschicht war wohl kaum zu übersehen.«

»Das finde ich seltsam«, sagte Scibor, als er gerade zur Tür hereinkam. Er nahm seinen Hut ab und blickte seine Freunde an. »Niemand läßt eine Hütte verlassen herumstehen, wenn nur ein paar Menschen wie wir daherzukommen brauchen, um sich die vielen Sachen anzueignen, die hier noch zurückgelassen worden sind.«

»Pals Werk«, sagte Xaïde verächtlich und spie aus. »Die Bewohner verschleppt und in die Kerker geworfen. Haben wahrscheinlich alles von Wert mitgehen lassen und diesen Krempel nicht gebrauchen können.«

Emmran nickte und erhob sich. »Dann sollten wir uns beeilen, bevor sie zurückkommen.«

»Warten wir erst, was Yaschka dazu sagt«, schlug Isleif vor. »Von der Kreuzung aus kann sie die gesamte Landschaft überblicken. Wenn die Soldaten heute noch ankommen wollen, müßten sie jetzt schon in Sichtweite sein.«

Schweigend setzten sie sich an den wackligen Tisch im Wohnraum und warteten. Eine halbe Stunde später, es begann bereits zu dämmern, hörten sie Hufgetrappel vor der Hütte. Es dauerte nur einen Augenblick, bis sich die Tür öffnete und Yaschka eintrat. »Nichts.« Das war typisch für sie. Kurze und aussagekräftige Berichte, ein Erbe aus ihrer Zeit an der Kampfschule. Aber auch so sprach sie nicht viel. Sie beschränkte sich immer auf das Nötigste. In diesem Fall bedeutete ihr Bericht soviel wie »keine Soldaten in Sichtweite.«

»Dann sollten wir jetzt essen und uns danach schlafen legen«, sagte Xaïde mit einem Blick auf die untergehende Sonne. Wortlos stimmten die vier anderen zu.

Die Nacht senkte sich über den Ramin-Wald. Lautlos schlich ein Schatten auf die Hütte zu. Yaschkas Pferd, das sie vor der Tür an einen Baum gebunden hatte, begann leise zu wiehern, doch ein geflüstertes Wort des Fremden brachte es augenblicklich zum Schweigen. Ohne das geringste Geräusch glitt er auf die einzelnen Fenster zu und spähte hinein. Als er sich vergewissert hatte, daß alle in der Hütte schliefen, schlich er zur Tür. Er versuchte sie zu öffnen, doch Isleif hatte, bevor er sich schlafen gelegt hatte, einen schweren Holzriegel vor die Tür gelegt. Der Fremde lächelte und legte seine Hände an die Tür. Leise murmelte er ein paar Worte, die sich in der Luft zu einer Kraft verwoben, die den Riegel umfaßten und ihn langsam und geräuschlos beiseite gleiten ließen. Dann ließ er die Kraft verschwinden und öffnete leise die Tür. Sie knarrte ein wenig. Mit vorsichtigen Schritten bewegte sich die Gestalt durch den Raum. Drinnen wurde der Raum von dem einfallenden Mondlicht spärlich erhellt, doch der Fremde brauchte nicht viel Licht. Der schlafende Isleif erweckte seine Aufmerksamkeit. Leise schlich er sich zu dem Seesack, der vor dem großen Seefahrer auf dem Boden lag. Schnell öffnete er ihn und begann, die Sachen, die darin waren, zu durchsuchen. Die meisten Gegenstände die er fand, konnte er nicht gebrauchen, also legte er sie neben sich vorsichtig zu Boden. Das kleine Wurfbeil und den Geldbeutel mit Silberstücken nahm er jedoch mit. Nachdem er den Seesack vorsichtig beiseite gelegt hatte, wandte er sich zum Gehen. Dabei stieß er mit einem Fuß gegen die auf dem Boden aufgehäuften Gegenstände, die leise klapperten. Im gleichen Augenblick war Isleif wach und griff um sich. Der Fremde reagierte schnell und mit einer flüchtigen Handbewegung war er verschwunden. Durch das Klappern war auch Xaïde wach geworden und sie hörte Isleif, wie er von einem Dieb schrie. Xaïde konnte zwar niemanden sehen, aber sie spürte Magie in der Nähe und so schloß sie die Augen und konzentrierte sich für einen Augenblick. Der Raum wurde hell, als hätte jemand eine Fackel entzündet und der Fremde erschien in einer Ecke des Raumes. Sofort war Isleif auf den Beinen und warf sich auf den Dieb. Es gab ein Handgemenge und schließlich lag der Eindringling rücklings auf dem Fußboden. Inzwischen waren auch die anderen wach geworden und starrten den Fremden an. Das Licht, das Xaïde heraufbeschworen hatte verlosch und Yaschka entzündete eine Pechfackel, um den Eindringling besser in Augenschein nehmen zu können. Im flackernden Licht enthüllte sich das Gesicht des Fremden. Es war eindeutig ein elfisches Gesicht. Unverkennbar waren die nach oben gespitzten Ohren und die haarfeinen Augenbrauen. Er schaute sie mit einer Mischung aus Wut und Angst an.

»Wer bist du?« fragte Isleif grob. »Was hast du an meinen Sachen zu suchen?«

»Ich bin auf der Flucht vor den Soldaten. Ich hatte Hunger und habe nach etwas zu essen oder ein paar Silberstücken gesucht. Ich bin völlig verzweifelt.«

»Warum bist du auf der Flucht?« fragte Emmran. Dem weichen Herz des Heilers begann der Elf bereits leidzutun.

»Sieh mich doch an, ich bin ein Elf. Reicht das nicht?«

»Magie«, sagte Xaïde. »Ich zeige meine niemals, wenn Soldaten in der Nähe sind.«

»Ich kann meine Abstammung leider nicht immer verbergen«, sagte der Elf trübsinnig. Isleif ließ den Elf los. »Ich heiße Martel. Ich schwöre euch, wäre ich nicht in Not gewesen, hätte ich euch niemals zu bestehlen versucht.«

»Kann ich verstehen«, sagte Xaïde. »Bin auch von den Soldaten verfolgt worden.« Zu den anderen gewandt fuhr sie fort. »Sollten uns wieder schlafen legen.«

»Können wir dir denn vertrauen?« fragte Scibor, der bis jetzt geschwiegen hatte, skeptisch.

»Ich bin genau wie ihr ein Opfer Pals. Wir sollten zusammenhalten. Ich werde euch nichts mehr antun.«

»Dann gute Nacht«, sagte Isleif prompt und begann, seine Sachen zusammenzupacken. Schließlich legte er sich wieder hin. Nachdem sich alle zur Ruhe begeben hatten, machte sich auch Scibor zum Schlafen bereit, doch er benutzte seinen Rucksack als Kopfkissen. Er vertraute dem Fremden immer noch nicht. Aber das war nicht verwunderlich wenn man bedachte, daß Scibor selbst zeitlebens ein Landstreicher gewesen war, der nichts als Diebesgesindel und Bettler kannte. Kurze Zeit später schliefen alle schon wieder.

Der nächste Morgen war klar und kühl. Das bißchen Wärme des Vortages war verschwunden. Der Herbst begann, das Land mit seinen unberechenbaren Stürmen zu überziehen. Schweigend saßen die nun sechs Gefährten um den Tisch in der kleinen Hütte herum und aßen. Ihre weiteren Pläne sahen vor, sich in die Stadt Bawik zu begeben, der Hauptstadt des Grünlandes. Sie alle hatten schon schwer mit den Dienern des Grafen zu tun gehabt und sie hatten beschlossen, seiner Herrschaft ein für alle Mal ein Ende zu bereiten. Zwar standen sie mit sechs Mann gegen eine ganze vielhundertköpfige Armee, doch waren sie überzeugt, daß sie den Kernpunkt der Macht Pals zerstören konnten.

Schließlich fanden sie, daß es an der Zeit war, die Hütte zu verlassen und aufzubrechen. Sie ließen das kleine Holzhaus hinter sich und wanderten in Richtung Westen in den Wald. Xaïde führte die kleine Gruppe an, da sie sich in den Wäldern rund um den Nebelsee bestens auskannte. Sie hatte beinahe ihr ganzes Leben in einem Haus am Rande des Sees gelebt, zusammen mit ihrer Mutter, Jasanna Mo, die sie in die Künste der Hexenmagie eingeweiht hatte.

Lange Zeit blieb ihr Leben ungestört. Es war allgemein bekannt, daß Jasanna über magische Kenntnisse verfügte und es kam nicht selten vor, daß Leute in ihre Hütte kamen, um sich bei ihren Problemen helfen zu lassen. Doch nach der Machtergreifung des Grafen änderten sich die Dinge drastisch. Unbarmherzig wurden all jene verfolgt, die in der Anwendung der Magie befähigt waren. Auch Jasanna wurde von den Soldaten bedrängt. Sie und ihre damals zehnjährige Tochter waren gezwungen aus der Hütte zu fliehen und sich im Wald zu verbergen. Doch eines Tages, als Jasanna aus der kleinen Höhle im Wald herausging, um für sich und Xaïde etwas zu essen zu suchen, kam sie nicht zurück. Dieses Ereignis lag bereits fünfzehn Zwölfmonde zurück, doch Xaïde hatte es niemals vergessen und Rache geschworen.

Aus einem ganz anderen Grund hatte sich Yaschka entschlossen, Pal zu stürzen. Sie diente als Kind bereits in einer Schwertkampfakademie in der Stadt Bukantar. Dort wurden vor Zwölfmonden die besten Krieger und Kämpferinnen ausgebildet. Als nun vor kurzem eine Patrouille in die Akademie gekommen war und ihr Anführer ihnen mitgeteilt hatte, daß die Schule sofort zu schließen war, da Pal keine Kampfschule außer seiner eigenen mehr dulden wollte, hatte sich Grath, der Oberlehrmeister, geweigert, dem Befehl Folge zu leisten. In der Nacht darauf brach in der Schule ein Feuer aus, durch das zwanzig Menschen, darunter auch Grath, ums Leben kamen. Yaschka überlebte, hatte den Schock aber nie ganz überwinden können, und sie war fest entschlossen, Pal dafür büßen zu lassen.

Ihr erstes Ziel war die Anlegestelle des nächsten Dorfes, das sie fanden. Der Tuvrill floß sanft und ruhig in seinem breiten Bett neben ihnen her. Isleif ging nun voraus, er konnte es kaum erwarten, endlich wieder Schiffe und Seeleute zu sehen, denn das war seine Welt. Seit Pal die freie Seefahrt unterbunden hatte und nur noch seine eigenen Schiffe fahren durften, wurden die meisten Seeleute von ihren Schiffen entlassen, da keine Aufträge mehr eingingen. Einige fanden eine Stellung bei der Flotte des Grafen doch die Mehrheit schlug sich nun auf andere Art und Weise durchs Leben. So auch Isleif, der seinen Lebensunterhalt als Arbeiter auf mehreren Bauernhöfen verdient hatte. Aber die Aussicht ein Schiff zu sehen, sein es nun aus Pals Flotte oder nicht, hob seine Stimmung beträchtlich und er drängte die anderen, sich zu beeilen, damit sie den Anlegeplatz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen konnten. Martel hielt sich während der meisten Zeit im hinteren Teil der Gruppe auf. Er wechselte nur wenige Worte mit den übrigen Gefährten.

Als sie den Rand des Dorfes erreichten, das sich beinahe unmittelbar am Waldrand befand, blieb Martel kurz stehen. Die anderen bemerkten es zuerst nicht und erst, als Xaïde sich umblickte, um zu sehen, wo er bliebe, stellten sie fest, daß er nicht mehr bei ihnen war. »Wo ist denn der Elf?« fragte sie und bat die anderen, stehenzubleiben. »Wird sich doch nicht irgendwo verlaufen haben. Wir sollten nach ihm suchen.« Damit wandte sie sich um und ging zum Waldrand zurück.

Sie war noch nicht weit gekommen, als sie vor sich Schritte hörte. »Alles in Ordnung«, kam die Stimme des Elfen aus dem Wald. »Ich mußte mich nur ein wenig verändern.« Kurz darauf kam Martel aus dem Wald und alle konnten sehen, daß er nun eine dicke Fellkappe auf seinem Kopf und über seinen Ohren trug. Wenn man von den weichen Gesichtszügen und den nach oben gespitzten Augenbrauen absah, war Martel nun kaum noch als Elf zu erkennen.

Gemeinsam gingen sie durch die Straßen des Dorfes und hielten Ausschau nach der Anlegestelle. Isleif, allen voran, fand sie beinahe sofort. Die anderen mußten sich beeilen, um mit ihm Schritt halten zu können. Als sie dann den Ankerplatz erblickten, sahen sie ein kleines Transportschiff, auf dem geschäftig einige breitschultrige Matrosen arbeiteten. Isleif ging ohne zu zögern über den Laufsteg auf das Schiff und wechselte ein paar Worte mit dem Kapitän. Kurz darauf kam er zurück. »Also eine bessere Gelegenheit nach Bawik zu kommen, gibt es nicht. Die Seeleute sind bereit, uns für ein paar Silberstücke mitzunehmen.«

»Wann fahren wir los«, fragte Yaschka und stieg vom Pferd ab.

»Morgen, in aller Frühe«, antwortete Isleif. »Für dein Tier mußt du allerdings ebenfalls bezahlen.« Er deutete auf das Pferd, das Yaschka nun an den Zügeln hielt. Sie nickte. Anders hatte sie es auch nicht erwartet.

»Ich glaube, das wird kein Problem sein«, sagte Emmran. »Ich werde das schon bezahlen. Von uns habe ich schließlich das meiste Geld.«

Die anderen wollten mit abwehrenden Gesten protestieren, aber Emmran wies jeden Widerspruch energisch zurück. Scibor fing sich als erster wieder. »Dann sollten wir uns jetzt einen Platz zum Übernachten suchen«, sagte er und begann, sich nach einer einladenden Taverne umzusehen.

Lange danach, die Sonne begann bereits unterzugehen, saßen sie noch am Tisch in der Taverne. Yaschka nippte an ihrem Bierkrug, während sie Isleif zuhörte, der eine seiner Seemannsgeschichten zum Besten gab. Martel trank einen Becher Wein und nachdem er ihn geleert hatte, schenkte er sich einen weiteren ein. Emmran hatte gesagt, sie könnten trinken, was sie wollten, für die Bezahlung wollte er sorgen. Das kam Martel und Scibor, die beide kein Geld hatten, natürlich gerade recht. Scibor war schließlich am Tisch eingeschlafen und Emmran erkundigte sich beim Wirt nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Da diese Taverne aber nur recht wenig Zimmer hatte, konnte der Wirt ihnen nur noch einen Platz im Schlafsaal anbieten. Um die Nacht nicht draußen verbringen zu müssen, willigten sie ein. Yaschka führte ihr Pferd in den Stall, fütterte es und ging zusammen mit den anderen zum Schlafsaal.

In der Nacht wurden sie einmal kurz geweckt, als Scibor einem Mann, der ihn offensichtlich bestehlen wollte, den Knauf seines Dolches auf den Kopf hieb. Ansonsten verlief die Nacht ruhig und der nächste Morgen begrüßte sie mit klaren Sonnenstrahlen, als sie im Schankraum frühstückten. »Wir sollten uns beeilen«, sagte Isleif. »Sonst fahren die Seemänner ohne uns ab.« Seinem Tonfall konnten die anderen entnehmen, daß er sich nach der Fahrt auf dem Schiff sehnte. Seinen Wunsch respektierend aßen sie ihr Frühstück rasch auf und bereiteten sich dann auf den Aufbruch vor.

Wenig später stiegen sie über den Laufsteg auf das Transportschiff. Emmran gab dem Kapitän was er für die Überfahrt verlangte, und eine halbe Stunde später legte das Schiff ab. Isleif stand wie gebannt am Bug des Schiffes und starrte den Fluß hinab. Bawik war weit und er hatte noch mehrere Tage auf dem Schiff vor sich. Sie würden dem Fluß bis zu seiner Mündung folgen und dann auf das offene Meer hinaussegeln. Die anderen unterhielten sich, spielten Karten oder schliefen in ihren Hängematten. Scibor mußte feststellen, daß bald niemand mehr mit ihm Karten spielen wollte, er gewann einfach zu oft. Aber bald hörte er auf, sich darüber zu ärgern, er wurde nämlich seekrank.

Seit zwei Tagen waren sie bereits auf dem Meer. Sie segelten beständig nach Süden, im Osten war während der gesamten Fahrt die Küste des Festlandes zu sehen und ab und zu konnten sie am Horizont ein paar Inseln ausmachen. Scibor hatte sich nach und nach an das Schaukeln des Schiffes gewöhnt und es sogar fertig gebracht, mit den anderen zu Mittag zu essen. Wie üblich gab es auf dem Schiff Fisch als Hauptmahlzeit, den die Matrosen nur Stunden zuvor eigenhändig gefangen hatten. Abgesehen von der Tatsache, daß es bald eintönig wurde, schmeckte der frische Fisch hervorragend.

Am Nachmittag des dritten Tages saßen die Gefährten gerade an Deck, als ein Alarmruf über das Schiff ging. »Drache Steuerbord voraus!« rief der Matrose im Ausguck, bevor er behende hinabkletterte. Den Gefährten erschien es beinahe wie ein Wunder, daß er nicht hinunterfiel. In kopfloser Panik rannten die Seefahrer hin und her und machten abergläubische Zeichen und Gesten, als ob sie damit die Gefahr abwenden könnten. Isleif blickte nach Westen und sah den Grund der Aufregung. Auch er stürzte sich schreiend davon und brachte sich unter Deck in Sicherheit. Bald war das Deck leergefegt, mit Ausnahme von dem Kapitän, dem Steuermann, die aber so aussahen, als wollten auch sie jeden Moment davonstürmen, und Martel, der den Anflug des Wesens beobachtete. Aberglaube war ihm fremd und er sah das Wesen wie es war und nicht als Geist oder sonst etwas Derartiges. Er konnte die anderen nicht verstehen. Wie konnte ein kleiner Drache so gefährlich sein, noch dazu, wenn er einen Menschen auf seinem Rücken trug. Als der Drache, der tatsächlich nur eine Pferdelänge maß, auf dem Schiff landete, verließ die übriggebliebenen Seeleute endgültig der Mut und beide rannten in kopfloser Panik unter Deck. Der Fremde auf dem Drachen sah sich halb verwirrt, halb belustigt um und stieg dann ab. Er streichelte sein Tier über den Kopf und der Drache begann vor Behagen zu summen.

»Hallo?« rief der junge Mann fragend. Er hatte Martel noch nicht gesehen, der neben der Decksluke stand und ihn beobachtete. »Hallo? Warum rennen weg?« Die Sprache des Mannes hatte einen stark südländischen Akzent und Martel hatte Schwierigkeiten, ihn richtig zu verstehen, zumal die Sprache der Menschen nicht seine Muttersprache war und er schon genug Mühe hatte, die anderen zu verstehen.

»Ich brauchen nur Auskunft. Nur wissen wo ich bin.« Die Art und Weise, wie er das »R« rollte, kam Martel recht merkwürdig vor.

»Was ist das für ein Tier«, fragte der Elf und kam auf den Fremden zu. Der Südländer war sichtlich erfreut, daß ihn endlich jemand beachtete. Aus dem Augenwinkel stellte Martel belustigt fest, daß sich die Luke eine Handbreit öffnete und ängstliche Augenpaare hinausblickten.

»Hallo. Ich froh, zu sehen dich. Alle sonst gerannt. Ist ein Makusch, heißen Moruth.«

Martel stellte sich vor dem jungen Mann auf, verneigte sich leicht und stellte sich vor. »Mein Name ist Martel.« Dabei bemühte er sich, die Worte so deutlich er konnte, auszusprechen, denn er dachte, daß der Südländer die gleichen Schwierigkeiten mit der Sprache hatte.

»Ich heißen Feylar«, antwortete der andere und beschrieb mit beiden Händen eine merkwürdige Figur. Erst kreuzte er seine Arme mit nach vorne gerichteten Handflächen, legte seine Hände zusammen und kreuzte die Arme von neuem. Martel vermutete, daß das eine Art Begrüßungszeremonie war und so wiederholte er die Geste.

»Dein Maschuk ist ein schönes Tier«, sagte er. Er wandte sich zu dem Tier um, das sich auf dem Schiffsdeck behaglich ausgestreckt hatte.

»Nicht Maschuk. Makusch«, berichtigte Feylar. »Er bester Freund.«

»Woher kommst du?«

»Süden. Leben auf Insel. Wo ich bin hier?«

»Wir sind auf dem Weg nach Bawik, etwa noch eine Tagesreise entfernt.«

Feylar blickte etwas verwirrt. »Nicht kennen Bawik. Was ist? Stadt?«

»Ja, es ist eine sehr große Stadt. Der Herrscher über das gesamte Reich hat dort seinen Wohnsitz.«

Feylars Miene verriet Verwunderung. »Herrscher?« fragte er. »Wie sein Name?«

»Du kennst Graf Pal nicht?« Martel hob eine Augenbraue.

»Nein, nur kennen Dorfälteste. Sie Führer von Dorf meiner Heimat. Sonst nicht kennen Herrscher.«

Martel unterhielt sich noch ein paar Minuten mit dem Südländer, bis die Luke sich öffnete und ein paar der Seeleute und Xaïde herauskamen, um sich den Fremden und sein Reittier anzusehen. Nach und nach erschienen die restlichen Seeleute und Passagiere und schon bald hatten sie ihre Angst vor dem großen Tier überwunden, das jetzt ruhig auf dem Deck lag und schlief. Aber dennoch hielten alle einen respektvollen Abstand zu ihm ein.

Der Abend senkte sich rotgolden über das Meer. Die Gefährten standen nebeneinander an der Reling und blickten nach Westen. Niemand sprach. Alle genossen den Anblick des Sonnenuntergangs, der das Meer aussehen ließ, als glühte in ihm ein rotes Feuer. Dann waren Schritte von hinten zu vernehmen und Yaschka drehte sich um. »Oh, hallo Feylar«, sagte sie. »Stell dich zu uns. Genieße den Sonnenuntergang.«

Feylar stellte sich neben Martel und blickte ebenfalls in das rote Inferno weit weg am Horizont. »Warum ihr hier?« fragte er nach einiger Zeit. »Ich fühlen dunkle Gedanken und schlechte Gefühle in euch.«

Isleif brummte zustimmend. »Allerdings. Wir haben auch allen Grund zu dunklen Gedanken.« Er blickte sich um und entschied, daß ihn außer seinen Gefährten niemand hören konnte, denn schließlich befanden sie sich auf einem von Pals Transportschiffen. »Wir haben dir doch von Graf Pal erzählt, dem Herrscher über das Land.«

»Ja, ich erinnern«, bestätigte Feylar mit einem Kopfnicken.

»So, und dieser Kerl hat eine schwarze Seele, schwärzer als die Nacht. Er unterdrückt seine Untertanen und beutet sie vollkommen aus.« Nach und nach erzählte Isleif die Geschichte, wie es seine Art war, in allen Einzelheiten. Doch Feylar hörte geduldig zu und auch die anderen erzählten von ihrem Schicksal, das sie Pal zu verdanken hatten. »Und so haben wir uns entschlossen, seiner finsteren Herrschaft ein Ende zu bereiten«, schloß Isleif.

Feylar machte ein betrübtes Gesicht. »Ich denken, ihr Hilfe brauchen«, sagte er nachdenklich. »Ich nicht viel Hilfe, aber ich wenigstens können helfen ein wenig. Ich begleiten euch.«

»Aber das ist nicht dein Kampf«, sagte Yaschka und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Du hast nichts mit Pal oder seiner Magie zu tun. Du würdest dich doch nur unnötig in Gefahr bringen.«

»Ich nicht will, daß Menschen werden unterdrückt. Menschen sollen leben frei wie Makusch frei wie Vögel in Himmel. Ich helfen.«

»Vielen Dank«, sagte Isleif mit seiner dunklen Stimme. »Ich begrüße dich in unserer Gemeinschaft.«

Am nächsten Morgen erreichten sie die Mündung des Radrhas, der Fluß, der sie nach Bawik bringen sollte. Die Seeleute begaben sich unter Deck und streckten die Ruder aus. Mit vereinten Kräften und mit Hilfe des Windes, der glücklicherweise von Westen her wehte, fuhren sie gegen den Strom flußaufwärts. Auch Isleif ruderte mit. Er genoß die harte Arbeit unter den Seeleuten, die er so lange vermißt hatte.

Es dauerte nicht lange bis sie Bawik erreichten. Sie verabschiedeten sich von den Matrosen und verließen das Schiff. Feylar erregte mit seinem Reittier zwar einige Aufregung, da er aber nicht flog, hielt sich die Aufregung in Grenzen. Sie suchten sich außerhalb der Stadt einen Platz, an dem sie ein Lagerfeuer entzünden und sich niederlassen konnten, um zu beraten, wie sie den Herrscher am besten stürzen konnten. Ein offener Kampf war ausgeschlossen. Sie mußten mit List an die Sache herangehen. Während sie sich berieten, grasten Feylars Drache und Yaschkas Pferd friedlich nebeneinander. Feylar selbst schien mit seinen Gedanken ganz weit weg zu sein. Als Martel ihn ansprach, reagierte er erst einen Augenblick später. »Pasa? Oh, Entschuldigen. Was du sagen?«

»Woran denkst du?«

»Ich sprechen mit Makusch. Er sagen, er langweilig.«

»Du sprichst mit ihm?« fragte Scibor überrascht. »Aber du hast doch gar nichts gesagt.«

»Ich nicht reden mit Mund, ich reden mit Kopf«, gab Feylar zurück und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.

»Das ist es!« rief Isleif aus. »Feylar, wie weit kannst du dich mit deinem - äh - Makusch verständigen?«

»Moruth versteht aus jede Entfernung«, sagte Feylar. »Keine Grenze.«

»Das ist wunderbar!« Isleifs Augen blitzen. »Hört mir jetzt mal zu.« Isleif erörterte seinen Plan. Es war eigentlich kein richtiger Plan, aber es war immerhin eine Möglichkeit, Pal dazu zu zwingen, seine Herrschaft aufzugeben. Bis in die Nacht hinein wägten sie das Für und Wider des Planes ab und beschlossen, am Morgen darauf zu beginnen.

Der nächste Tag brach an und die Gefährten betraten die Stadt. Sie gaben sich als Reisende aus einem fernen Land aus und befragten die Leute über Pals Festung aus, die in der Mitte der Stadt stand. Sie erfuhren nicht viel, aber es sollte angeblich ein Höhlensystem unter dem Gebäude existieren, wo das Zentrum von Pals schwarzer Magie verborgen sei. Das Höhlensystem endete angeblich am Fluß innerhalb eines einhundert Schritte tiefen Steilhanges, wo sich ein verborgener Eingang befinden sollte. Am selben Abend brachen sie zur Steilwand auf. Yaschka stellte ihr Pferd in einem Gasthaus unter und Feylar weigerte sich strikt, Moruth zurückzulassen. So kamen sie an der Steilwand an und begannen, sie zu untersuchen. Sie stellten aber fest, daß der Eingang, wenn es einen gab, außerhalb ihrer Reichweite sein mußte. Xaïde rollte ein langes Seil aus und band es sich um den Bauch. Das andere Ende gab sie Isleif. »Halte das«, sagte sie und ließ sich über den Rand der Steilwand hinunter. Sie stieß sich mit den Beinen ab, rutschte ein paar Schritte tiefer und stieß sich erneut ab. Währenddessen untersuchte sie die Felswand, doch sie konnte im Dämmerlicht weder einen Höhleneingang noch eine Tür erkennen. Sie ließ sich weiter hinunter und plötzlich, als sie sich gerade wieder abstoßen wollte, glitten ihre Beine ins Leere, geradewegs durch den Felsen hindurch. Sie verschwand in dem Felsen und die anderen stießen erschreckte Schreie aus. Nur einen Augenblick später wurde das Seil in Isleifs Händen schlaff. Dann tauchte Xaïdes Kopf direkt aus dem Stein auf. »Habe die Höhle gefunden! Könnt runterkommen.«

Einer nach dem anderen ließ sich hinunter, bis nur noch Isleif und Feylar übrig waren. Feylar gab Moruth das Seil und er kletterte mit Isleif hinunter in das Dunkel der Höhle.

»Puh, ich kann Höhlen nicht ausstehen«, sagte Martel. »Keine frische Luft und kein bißchen Sonne.« Geduldig warteten sie im Dunkeln, bis Emmran eine Fackel entzündet hatte. Vor ihnen schlängelte sich der Gang durch das Erdinnere. Leise folgten sie dem Lauf des Tunnels. Am Boden des Ganges hatte sich Wasser gesammelt und auch die Wände waren feucht und klamm. Innerhalb weniger Minuten begannen sie zu frieren. Dann teilte sich der Tunnel. Einer der Gänge war höher als der andere. Aber beide waren roh aus dem Felsen gehauen und man konnte nicht feststellen, welcher Gang nun wohin führte. Sie entschieden sich für den höheren und gingen weiter. Während der Tunnel sich hin und her wand, wurden sie eines Geräusches gewahr, das mit jedem Schritt lauter wurde. Es war ein dumpfes Pochen, wie ein Herzschlag. Es dröhnte unheimlich durch die dunklen Gänge und wurde wieder und wieder von den Tunnelwänden zurückgeworfen. Den Gefährten wurde es unheimlich. Dunkel und bedrohlich klang es, während sie sich weiter vorwärtsbewegten. Nun wurden sie wieder vorsichtiger. Langsam führte Emmran sie weiter, als sich der Gang plötzlich in eine große Höhle weitete, die von einem unheimlichen Licht erhellt wurde, das grünlich schimmerte. Einer nach dem anderen betrat vorsichtig die Grotte. Das Licht strömte aus einem vergitterten Kasten. Plötzlich stöhnte Martel auf. »Magie!« keuchte er. »Schwarze Magie!«

Xaïde blickte ihn verständnislos an. »Warum spüre ich nichts? Ich besitze ebenfalls Magie.«

»Du bist ein Mensch, du fühlst sowas nicht so schnell wie wir«, brachte Martel mühsam heraus. »Es kommt aus der Kiste mit dem Licht. Ich kann nicht weiter gehen.«

»Dann bleib hier«, sagte Isleif. »Wir werden uns das mal aus der Nähe ansehen.« Vorsichtig näherte er sich der leuchtenden Kiste. Er öffnete das Gitter und holte einen goldenen Schlüssel heraus, der das grüne Licht verströmte. Er schien in seiner Hand zu pulsieren, im gleichen Rhythmus wie das dumpfe Pochen, das im Tunnel zu hören war. »Das ist das Zentrum von Pals Macht«, sagte er. »Schön und zerbrechlich. Wir werden dafür sorgen, daß er nichts mehr damit anfangen kann.« Er nahm den Schlüssel in beide Hände und brach ihn kurzerhand auseinander. Ein greller Lichtblitz fuhr plötzlich auf, gefolgt von einem lauten Knall. Der Seemann wurde nach hinten geschleudert und Scibor konnte ihn gerade noch auffangen, bevor er stürzte. Isleif schrie vor Schmerzen und blickte angespannt auf seine Handflächen, die völlig verbrannt waren. Emmran stürzte zu ihm, drückte Scibor die Fackel in die Hand und kramte in seinem Mantel nach einer Heilsalbe. Der Heiler strich die Salbe auf die noch rauchenden Stellen und Isleif schrie wieder auf. Aber als die Wirkung der Salbe eintrat, klangen die Schmerzen langsam ab. Schließlich verband Emmran die Wunden mit einem Streifen seines Leinentuchs. Der Schlüssel war verschwunden, statt dessen lag an seiner Stelle ein kleiner goldener Klumpen, rauchend und heiß.

»Ich glaube, damit ist Pals Magie gebrochen«, sagte Martel und kam in die Höhle. »Ich spüre keine Magie mehr.«

»Ich fürchte, das ist nicht das einzige, das gebrochen ist«, warf Emmran ein. »Horcht! Könnt ihr das auch hören?« Die Gefährten hielten den Atem an. Leise lag ein Grollen in der Luft. »Ich denke, wir sollten schnellstmöglich hier raus«, sagte Emmran. »Worauf wartet ihr noch!« rief er, als sich die anderen immer noch nicht bewegten.

Scibor rannte in den Gang hinaus und die anderen folgten dem Licht seiner Fackel. Sie kamen an die Stelle, wo sie zuvor abgebogen waren und rannten nun auf den Ausgang zu. Hinter sich hörten sie, wie der Gang in sich zusammenfiel. Stück um Stück brach aus der Decke und Steine prasselten auf die Flüchtenden hinunter. Das Grollen wurde lauter und der Boden bebte. Yaschka wurde von einem großen Stein an der linken Schulter getroffen und sie fiel zu Boden. Feylar konnte gerade noch abbremsen, um nicht über sie zu fallen. Er half ihr auf und stützte sie auf dem weiteren Weg. Quälend langsam kamen sie voran, doch bald kam der Ausgang in Sicht. Aber auch die einstürzenden Stollen näherten sich. Draußen kletterten Scibor gefolgt von Emmran und Isleif an dem Seil hinauf, das Moruth immer noch im Maul hielt. Xaïde wartete auf Yaschka und Feylar, während Martel ebenfalls hinaufkletterte. Schließlich erreichte Feylar mir Yaschka den Ausgang und Xaïde half dem Südländer, Yaschka das Seil umzubinden. Mit vereinten Kräften zogen die Gefährten das Seil hinauf und ließen es anschließend für Xaïde und Feylar wieder hinunter. Emmran begann sofort, Yaschkas verletzte Schulter zu behandeln, während Xaïde am Seil hinaufkletterte. Dann gab plötzlich der Boden unter Feylar nach und er fiel. In letzter Sekunde hielt er sich an einem Felsvorsprung fest. Moruth startete sofort und Isleif packte das Seil gerade noch rechtzeitig, damit die Hexe nicht abstürzte. Dann gab auch der Felsen nach und Feylar stürzte mit einem Schrei hinunter. »Moruth!« schrie er. Doch das Tier war bereits unterwegs. Es fing den jungen Mann im Flug ab und er hielt sich kreidebleich an dem starken Nacken des Drachen fest. Er dankte ihm von ganzem Herzen. Als sie schließlich wieder alle oben waren, hörten sie den Einsturz der gesamten Höhle. Sie waren rechtzeitig entkommen.

Sie wanderten zurück in die Stadt, wo ein großer Tumult auf dem Marktplatz herrschte. Die Menschen schrien durcheinander und die Gefährten bemerkten, daß einige Häuser der Stadt schwer beschädigt waren. Auf ihre Frage, was geschehen sei, antworteten die aufgebrachten Leute, daß das Erdbeben mehrere Häuser zerstört hatte und das Volk nun von Pal Schutz verlangte. Insgeheim lächelte Isleif, denn das würde den letzten Teil seines Planes, der nun folgte, sehr vereinfachen. Er ging mit Feylar an den Rand des Platzes, wo Moruth genügend Freiraum hatte und stieg zusammen mit dem Südländer auf den Rücken des Tieres. Der Drache erhob sich und sie flogen haarscharf über die Köpfe der nun furchtsam schreienden Menge hinweg zum Tor der Festung. Dort schwebten sie in der Luft und Isleif rief den Leuten Stadt zu: »Bürger von Bawik! Hört mich an.« Er wartete einen Augenblick, bis sich der erste Schrecken der Bürger gelegt hatte und sprach dann weiter.

»Bürger von Bawik! Ich bin hier um euch aus der Knechtschaft zu befreien! Das Erdbeben war ein Zeichen für das Ende der Macht des dunklen Pal! Er und seine Diener haben lange genug die Länder mit ihrer Tyrannei überzogen! Seine Herrschaft hat nun ein Ende! Kommt mit mir und stürmt den Palast. Ihr habt nichts mehr zu befürchten! All seine Kräfte sind gebrochen! Ihr braucht ihn nur noch von seinem gestohlenen Thron zu stürzen! Macht der Grausamsherrschaft ein Ende! Tötet den Tyrannen!« Ein mächtiges Jubelgeschrei hallte aus der Menge wider. Die Menschen glaubten ihm, da Pal nichts getan hatte, um den Mann zum Schweigen zu bringen. Martel war indessen zum Tor gegangen und legte nun seine Hände daran. Kurz darauf schwang das Tor nach innen auf und die aufgebrachte Menge stürmte den Palast. Martel konnte sich gerade noch beiseite werfen, um nicht mitgeschwemmt zu werden. Drinnen hörten sie, wie Soldaten verzweifelt Befehle schrien, doch gegen diese Menge konnten oder wollten auch sie nichts ausrichten, zumal die meisten von ihnen durch Magie zur Dienerschaft gezwungen worden waren.

Die Gefährten verließen den Schlachtplatz und gingen zu dem Gasthof, wo Yaschka ihr Pferd untergestellt hatte. Dann wanderten sie in Richtung Norden aus der Stadt heraus und ließen das Getümmel weit hinter sich. Es war nun an der Zeit für einen neuen Herrscher. Zufrieden zündete Isleif sich eine Pfeife an und beobachtete die Rauchringe, wie sie vom Wind fortgetragen wurden und zerfielen. Sie gingen endlich wieder friedlichen und besseren Zeiten entgegen. Was würde er seinen Freunden Zuhause für eine Geschichte zu erzählen haben!

ENDE